v.l.: Erhard Härtl, staatlicher Fachberater für Bienenzucht in Bayern, Ministerialrat Hans Klein, Leiter des Referates Schaf- und Kleintierzucht und -haltung im Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, Fritz Tiesler, AGT-Vorsitzender, Theodor Günthner, voristzender des Bienenzuchtvereins Plattling und bayerischer Zuchtobmann und Ralph Büchler, Leiter des Bieneninstituts Kirchhain sehen die Varroatoleranzzucht auf einem guten Weg

 

Die Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht ist auf einem guten Weg

Praxistag führte Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht des Deutschen Imkerbunds nach Niederbayern


Die Richtung stimmt, aber bis die Imker Bienen gezüchtet haben, die ohne Hilfe mit der lästigen Varroamilbe fertig werden, ist es noch ein weiter Weg. Diese verhalten optimistische Botschaft haben Bienenzüchter der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht (AGT) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von ihrer Arbeitstagung in Plattling mit nach Hause genommen. „Dass die Tagung in Plattling stattfindet und die Bienenzüchter die Betriebe der Reinzüchter Alois Krioß in Münchsdorf und Franz Krieger in Frontenhausen besuchen, zeigt welch hohen Stellenwert die Arbeit von Theodor Günthner, dem bayerischen Zuchtobmann und Vorsitzenden des Bienenzuchtvereins Plattling und der niederbayerischen Bienenzüchter in der Fachwelt genießt“, freute sich Peter Lemke, der Vorsitzende des Bezirksverbands Imker Niederbayern über den weitgereisten Besuch. Vor rund 20 Jahren haben Züchter die AGT als Arbeitsgemeinschaft im deutschen Imkerbund gegründet, um sich der Auswahl von Bienen zu widmen, die möglichst ohne Hilfe von Behandlungsmitteln die Varroamilbe, einen lästigen Parasiten, aus dem Stock verbannt. Um den Kontakt und Austausch zu pflegen, organisiert der Vorsitzende Fritz Tiesler jedes Jahr eine Fahrt zu ausgewählten Zuchtbetrieben.

In kurzen Vorträgen gaben Ralph Büchler, Leiter des Bieneninstituts Kirchhain des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen und Erhard Härtl, staatlicher Fachberater für Bienenzucht einen Überblick über den aktuellen Zuchtarbeit. „Wir dürfen vor lauter Varroatoleranz die anderen Eigenschaften der Bienen nicht vernachlässigen“, mahnte Härtl. Seit vielen Jahrzehnten wählen Bienenzüchter erfolgreich Völker der Carnica-Rasse zur Zucht von Königinnen aus, die sanftmütig und fleißig sind, wenig Schwarmneigung haben und mit den lokalen Klima und Nahrungsverhältnissen gut zurecht kommen. Ein System von Belegstellen, auf denen sich die Königinnen mit Drohnen ausgewählter Völker verpaaren und Prüfhöfen, die die Leistungen der Völker dokumentieren, haben den Imkern Bienen beschert, mit denen sie gut arbeiten können. Härtl stellte verschiedene Methoden vor, mit denen Imker ihre Völker dazu bringen, zusätzliche Königinnen groß zu ziehen. Da spielen der Witterungsverlauf, das Nahrungsangebot, die Jahreszeit, das Alter der Königin im Stock und persönlichen Vorlieben eine wichtige Rolle.

„Wir selektieren in die richtige Richtung“, attestierte Büchler den Züchter gute Arbeit. Er koordiniert eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und den Praktikern der AGT. Grundlage der Toleranzzucht ist ein Methodenhandbuch, das standardisiert Kriterien festschreibt, wie die Völker beurteilt werden

Dass dies der richtige Weg ist, sah Büchler auf einer Reise in die USA bestätigt. „Es gibt Bienen, die erkennen befallenen Brut und putzen die aus“ berichtet er. In diesen Völkern kann sich die Milbe nur sehr langsam vermehren. Und die gute Nachricht ist, dass dieses varroasensitive Hygieneverhalten vererbt wird.

In den USA hängen die Imker eine Wabe mit befallener Brut in das Volk und prüfen nach einigen Stunden, wieviele Brutzellen die Arbeiterinnen geöffnet und ausgeräumt haben. In Deutschland hat sich der Nadeltest durchgesetzt. Die Zücher stechen 50 Zellen mit einer Nadel an und zählen dann die ausgeräumten Zellen. Neben dem Nadeltest prüfen die Züchter regelmäßig den Varroabefall. Im Frühjahr zur Zeit der Saalweidenblüte genügt es, die abfallenden Milben zu zählen. Ab Mitte Juni müssen die Züchter in regelmäßigen Abständen Bienenproben entnehmen und die Varroamilben zählen. Dazu friert der Imker die Bienenprobe entweder ein und wäscht dann die Varroamilben aus, oder er bestäubt die Bienen mit Puderzucker und zählt die abfallenden Milben. Eine Videoanleitung zu der bienenschonenden Puderzuckermethode gibt es unter www.youtube.com/watch.

Neben der Dokumentation für die Zuchtauslese gibt die Befallskontrolle Hinweise darauf, ob die Völker behandelt werden müssen. Die Grenzwerte für Völker im Varroatoleranzprogramm sind höher als die Empfehlungen zur Behandlung von Wirtschaftsvölkern. Wenn im August auf 100 Bienen mehr als vier Milben, im September mehr als acht Milben und im Oktober mehr als 10 Milben gefunden werden, müssen auch diese Völker behandelt werden. Vereinzelt gibt schon Völker, die den Varroabefall so kontrollieren, dass sie ohne die Sommerbehandlung mit Ameisensäure in die Winterruhe gehen können. Diese kommen dann in das Sonderprogramm „Vitalitätstest“. Nun gilt es, diese Völker herauszufiltern und aus ihnen Königinnen nach zu ziehen, die das Putzverhalten zuverlässig an ihre Nachkommen weitergeben. Das werde noch mindestens 10 Jahre in Anspruch nehmen, schätzte Büchler. Büchler bat die Züchter sorgfältig ihre Prüfergebnisse in die Datenbank „beebreed“ einzutragen. Dazu gehören auch Angaben über Krankheiten der Völker. Den erst die elektronische Vernetzung der Züchter und die Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten in aller Welt habe gute Fortschritte möglich gemacht.
Im praktischen Teil der Tagung lernten die Züchter die Betriebsweisen der Züchter Alois Kroiß und Franz Krieger kennen. Kroiß bewirtschaftet rund 100 Bienenvölker und beteiligt sich am Toleranzzuchtprogramm. Mit Hilfe künstlicher Besamung, Standbegattung und Begattung auf einer Belegstelle sorgt er dafür, dass die guten Gene seiner Völker mit den Genen ausgewählter Drohnenvölker an die nächsten Generationen weitergegeben werden. „Wir sind auf einem guten Weg, dass wir friedliche und fleißige Bienen bekommen, die mit der Varroamilbe immer besser fertig werden“, zeigte er sich optimistisch.

Die Züchter Franz und Anton Krieger aus Frontenhausen bewirtschaften rund 50 Bienenvölker und haben 2012 rund 3000 Königinnen gezüchtet. Mit großer Freude zeigte Franz Krieger sein Bienenhaus und erzählte viel über die richtige Standortwahl und seine Methoden, gute Königinnen zu erzeugen und die Varroamilbe zu bekämpfen.

„Wir hatten heute Gelegenheit bei zweien der aktivsten Züchter über den Zaun zu schauen, und können viele Anregungen mitnehmen“, sagte Günthner zum Abschluss. Er dankte Peter Lemke und Eckard Radke, dem Vorsitzende des Landesverbands Imker Bayern, dass die Verbände die Kosten für die Busfahrt übernommen haben.


Groß war das Interesse der Züchter an den Ausführungen der Fachleute
Alois Kroiß beeindruckte mit seiner perfekt eingerichteten Imkerei und effektiven Methoden zur Königinnenzucht
Die Bienenzüchter Anton und Franz Krieger (v.l.) informierten an ihrem Bienenstand in Frontenhausen über ihre Betriebsweise