Seit 1971 gibt es im Königswald bei Ottmaring eine Belegstelle, zu der Imker ihre Königinnen bringen, damit sie von Drohnen besonders ausgewählter Völker begattet werden. Mit 5500 Königinnen gehört sie zu den großen, in Niederbayern ist sie die beliebteste. Auf der Belegstelle an der Rachel-Diensthütte im Nationalpark Bayerischer Wald wurden rund 1200 Königinnen, in Bramandlberg im Landkreis Freyung-Grafenau knapp 4200, und in Schellenberg im Landkreis Rottal-Inn 3350 Königinnen begattet.
"Da sind extrem gute Leute am Werk", lobte Erhard Härtl die Leiter der Belegstellen und das Team aus Imkern und Züchtern, die sie unterstützen. Als er als Fachberater nach Niederbayern kam, war er erstaunt über die braven Bienen. Weil Königinnen und Drohnen auf dem Hochzeitsflug einige Kilometer weit fliegen, gibt es um jede der Belegstellen einen Schutzkreis von 7,5 Kilometern, in dem die Imker nur die Bienen der Linie der Belegstelle halten dürfen. Immer mehr Imker experimentieren mit Völkern von überall auf der Welt. Sie wissen nicht, was passiert, wenn die sich mit der Carnica-Biene kreuzen, in der Regel sind die Völker dann aggressiver. Da sei es um so wichtiger, dass die Belegstellenleiter auf ihre Schutzkreise achten, betonte Theo Günthner. Es stehe die Zuchtarbeit der letzten 50 Jahre auf dem Spiel.
Auszeichnung für Reinzüchter Die Bienenzucht in Bayern bringt den Imkern vitale, fleißige Bienen, mit denen sie gut arbeiten können. Sie lebt vom Engagement einzelner Züchter, die viel Zeit damit verbringen gute Königinnen auszuwählen, zu vermehren und ihre eigene Zuchtlinie zu pflegen. 2014 haben 75 Reinzüchter 16 618 Königinnen erzeugt. Und so freute sich Zuchtobmann Theo Günthner an Werner Kröner, Wilhelmsdorf, Bernhard Veigl und Franz Karl Reitberger aus Postmünster, ihre Anerkennungsurkunde als Reinzüchter zu überreichen. Eckard Radke zeichnete Alois Kroiß, Reinzüchter aus Münchsdorf, mit dem Bundespreis für hervorragende Zuchtarbeit aus. In der Leistungsprüfung erzielten seine Königinnen bei den Kriterien Honigertrag, Varroatoleranz, Sanftmut, Wabensitz und Schwarmverhalten weit überdurchschnittliche Ergebnisse.
In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Bienenzucht weiter entwickelt. Seit 1972 gibt es einheitliche Richtlinien für die Leistungsprüfung, seit 1994 dokumentieren die Züchter ihre Daten für die Zuchtwertschätzung. In der Datenbank beebreed.eu sind mittlerweile 150 000 Völker erfasst.
Genetische Vielfalt der Bienen erhalten"Der entscheidende Faktor war es, dass wir gezielt die Vatervölker auswählen, deren Drohnen die Königinnen auf den Belegstellen begatten", sagte Bienefeld. Die Zucht hilft dabei, die genetische Vielfalt der Bienen zu erhalten, denn es entstehen viele regionale Linien, die mit Klima und Nahrungsangebot vor Ort besonders gut zurecht kommen.
In der Varroatoleranzzucht haben Bienefeld und seine Mitarbeiter im Erbgut der Bienen Marker identifiziert, die anzeigen, dass Arbeiterinnen kranke Brut erkennen, und ausräumen. Die Varroamilbe vermehrt sich in der Brut. "Diese Gene haben etwas mit der Geruchserkennung zu tun", sagte er. Er hat vom Landwirtschaftsministerium Geld bekommen, hier weiter zu forschen. Denn, wenn Züchter das Ausräumverhalten an den Genen erkennen können, ist es einfacher Bienen auszuwählen, mit denen man weiter züchten kann.
Dass in Bayern gute Arbeit geleistet wird, zeigte der Bericht der Prüfhöfe. "Im Bundesdurchschnitt stehen wir sehr gut da", sagte Johann Fischer, staatlicher Fachberater für Bienenzucht in Schwaben, als er die Ergebnisse der Leistungsprüfung auf den drei bayerischen Höfen vorstellte. 2016 findet die Züchtertagung im schwäbischen Krumbach statt. − sum